Warum
diese Seite?
Die jüngsten
Entwicklungen in den zunehmend säkularisierten westlichen
Gesellschaften, insbesondere das Aufkommen des Wokeismus, halte ich
für äußerst schwerwiegend und erwecken den Eindruck,
dass die Befürchtungen der Konservativen berechtigt waren. Die
Konservativen behaupteten, dass das Verschwinden des religiösen
Glaubens nicht zur Entstehung einer freieren, rationaleren und
gerechteren Gesellschaft führen würde, sondern dass im
Gegenteil das Ergebnis eine Zunahme von Irrationalität,
Aberglauben, Dogmatismus und Intoleranz sein würde. Die
westlichen Gesellschaften entwickeln sich derzeit in die von den
Konservativen vorhergesagte Richtung. Der Wokeismus, eine Art
verallgemeinerter Marxismus, ist an dieser Tendenz beteiligt.
In
den letzten Jahrzehnten hat Konfessionslosigkeit in den westlichen
Ländern allmählich zugenommen. Dabei handelt es sich jedoch
um „Wohlstandskonfessionslosigkeit“. Ich sehe drei Arten
von Konfessionslosigkeit: Wohlstandskonfessionslosigkeit,
Linkenkonfessionslosigkeit und Forschungskonfessionslosigkeit. Dan
Barker ist ein Forschungskonfessionsloser. Er war 19 Jahre lang
evangelikaler Pastor und Missionar. Doch nach und nach stellte er
seinen Glauben in Frage. Nach einer Untersuchung von sechs Jahren,
bei der er die Bibel sowie Argumente von Apologeten und
Widerssprechern untersuchte, kam er zu dem Schluss, dass sein Glaube
entgegen seiner Behauptung nicht „die Wahrheit“ ist.
Dieser Schritt ist besonders schwierig und aus mehreren Gründen
ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein abrahamitischer Gläubiger
auf diese Weise zum Ungläubigen wird. Ich denke, dass die
Menschheit derzeit nicht dazu in der Lage ist und dass
Forschungskonfessionslosigkeit nur eine kleine Minderheit der
Bevölkerung betreffen kann. Wohlstandskonfessionslose wiederum
haben ihren früheren (Un)glauben
nie hinterfragt, sie sind einfach nicht am Thema interessiert. Wenn
Wohlstand in einer Gesellschaft zunimmt, steigt auch
Wohlstandskonfessionslosigkeit mechanisch an.
Forschungskonfessionslose haben keinen Grund, sich über diesen
Anstieg zu freuen, im Gegenteil. Wie Dan Barker sagt, streben sowohl
Menschen wie er als auch christliche Apologeten und Missionare
danach, dass sich die Menschen für religiöse Themen
interessieren, beide bekämpfen Gleichgültigkeit. Diese
Gleichgültigkeit ist das Schlimmste. Von mir aus wäre es
besser, wenn Wohlstandskonfessionslose gläubig wären. Aber
Wohlstand hat in der westlichen Gesellschaft
Wohlstandskonfessionslosigkeit hervorgebracht. Was ist das
Ergebnis?
Im materialistischen Modell verfolgen die
blinden Naturgesetze kein Ziel. Mithilfe von „Kränen“
lässt sich das Vorhandensein einer bestimmten Art von Ordnung
und in manchen Fällen auch eine Zunahme der Komplexität
erklären. Einer dieser Kräne, die Evolution der Arten,
wurde unter anderem bereits entdeckt. Er erklärt, wie die
blinden Gesetze des Universums dazu führen, dass sich das Leben
vom Einfachen zum Komplizierten entwickelt (was fälschlicherweise
den Eindruck eines intelligenten Designs erweckt). Der blinde
Charakter der Naturgesetze bleibt jedoch für das Verständnis
der Natur von größter Bedeutung. Es gibt zum Beispiel
keinen Grund, warum sich die Natur an die politisch korrekten
Positionen unserer Zeit halten sollte. Es gibt auch keinen Grund,
warum unser Gehirn so angepasst sein sollte, dass es Objekte und
Prozesse außerhalb des Rahmens der „Durchschnittswelt“
(wie Richard Dawkins sie nennt) verstehen kann, da dies darwinistisch
gesehen keinerlei Vorteile mit sich brachte. Die Fähigkeit zu
wissen, ob wir von einem Löwen verfolgt werden oder ob ein
bestimmtes Versteck einen sicheren Unterschlupf bietet, ist
ein darwinistischer Vorteil. Solche Fragen haben mit der
„Durchschnittswelt“ zu tun. Wir sind im Allgemeinen
kompetent, die „Wahrheit“ zu diesen Themen zu finden.
Aber unser Gehirn ist nicht dafür geeignet, das unendlich
Kleine, das unendlich Große oder auch metaphysische Fragen zu
verstehen. Die Folgen eines religiösen Irrglaubens, der auf
einer Anfangslüge beruht, können aus darwinistischer Sicht
vorteilhaft sein, und/oder ihre Aufgabe kann katastrophale
Auswirkungen auf eine Gesellschaft haben.
Nach einer
bestimmten politischen Sichtweise gründet sich jede Zivilisation
auf eine Religion, die ihre Wurzel bildet. Eine Zivilisation bleibt
nur erhalten, wenn der Glaube an die entsprechende Religion
ausreichend verbreitet bleibt. Andernfalls verfällt sie oder
geht sogar unter. Das materialistische Modell schließt diese
politische Sichtweise nicht aus: die blinden Gesetze des Universums
könnten sehr wohl zu dieser Regel geführt haben. Im Laufe
der Geschichte schien es, dass in Regionen mit christlicher oder
muslimischer Tradition die Höhen der Religion den Tiefen der
Zivilisation entsprachen und umgekehrt, dass das Christentum und der
Islam eher die Rolle des „sauren Regens“ als die der
Wurzel für eine Zivilisation spielten. In jüngster Zeit
scheint sich die westliche Gesellschaft jedoch so zu entwickeln, wie
es die Konservativen vorausgesagt hatten.
Die Geschichte
ist dabei, zu schreiben, dass der Unglaube für die schlimmen
heutigen Fehlentwicklungen, insbesondere für den Wokeismus,
verantwortlich ist. Dennoch treffe ich oft auf Ansichten von
Forschungskonfessionslosen, die entsetzt sind über den Wokeismus
und seine Ergebnisse sind. Unsere Stimme muss gehört werden, es
muss uns gelingen, den Wokeismus zu besiegen. Kann sich eine
Gesellschaft, in der der Unglaube eine wichtige Rolle spielt und die
Religion ihre dominante Stellung verloren hat, positiv
weiterentwickeln, ohne in eine andere (schlimmere) Form der Religion
zu verfallen, ist sie langfristig lebensfähig? Es liegt an uns,
dies zu zeigen.
Zurück zur
Politik-Seite
Zurück
zur Startseite von Anti-religion.net