Vom Agnostizismus / Deismus zum Atheismus


Nachdem ich meinen christlichen Glauben verloren, und gegen den Islam geurteilt hatte, war ich kein Atheist geworden. Ich dachte: wenn es Gott gibt, hat er bloß keine Religion geschickt, die „die wahre“ ist, und an die jeder glauben muss. Die Erkennung, dass Christentum und Islam Täuschungen sind, sagte nichts über Gott selbst aus. Ich bin mehrere Jahre Agnostiker, wenn nicht Deist geblieben; für mich waren die Existenz einer Oberentität, einer anderen immateriellen Welt, und eines Lebens nach dem Tod, wahrscheinlich. Ich interessierte mich sehr für die Nahtoderfahrungen, die sich vielleicht als der Schlüssel zu einer besseren Kenntnis darüber erweisen würden, und durch die wir eventuell eines Tages sicher sein könnten, dass das Leben nicht mit dem Tod endet. Ich fand es notwendig, manche Religionen zu kritisieren, aber ich dachte, dass Atheismus dabei kontra-produktiv war, weil diese Weltanschauung alles andere als attraktiv ist, wenn man sich wirklich bedenkt, was sie bedeutet. Wenn es um Sinn des Lebens, Leben nach dem Tod, unsere gewollte bzw. zufällige Entstehung, geht, sind die Antworten der Atheisten so unangenehm, dass die Gläubigen den Vorteil zu haben scheinen. Ich erinnere mich insbesondere an die Email eines meiner Leser, in der er erklärte, dass er eine Phase gehabt hatte, in der er seine Religion (den Islam, soweit ich mich erinnere) kritisierte, dann aber aufgrund des Leeren und der Depression, vor denen er ohne Gott stand, zurück zu seiner Religion gekommen war, obwohl er von vielen Problemen bewusst war. Ein Glaube der evangelikalen bzw. islamischer Art ist hingegen eine Katastrophe, wenn man ihn mit einer Art Deismus vergleicht, in der es Gott gibt, jeder nach seinen Taten beurteilt wird, die Strafen gerecht (das heißt insbesondere nicht endlos) sein werden, und am Ende ein viel besseres und ewiges Leben uns alle erwartet (wie es in den meisten Nahtoderfahrungen der Fall ist). Verglichen mit so einem Glauben sind die „gute Nachricht des Evangeliums“ sowie die islamische Botschaft nur die Ankündigung, dass Andersdenkende in die Hölle gehen werden, also alles andere als eine gute Nachricht.

Deshalb soll zwischen den Fragen Gottes Existenz und Richtigkeit der Religionen klar unterschieden werden. Viele Prediger machen nicht diesen Unterschied, und man kann verstehen warum. Und ich habe den Eindruck, dass die Gesellschaft oft selbst nicht diesen Unterschied macht. Als ich von der atheistischen Buskampagne gehört habe, habe ich zuerst einen schlechten Eindruck gehabt. Busse würden in London fahren mit der Inschrift: „Es gibt wahrscheinlich keinen Gott, also hör auf, dir Sorgen zu machen, und genieße dein Leben“. Ich habe gedacht, dass dieser Spruch sich kontra-produktiv auf die Bevölkerung auswirken würde. In London, wie in vielen anderen Städten, gab es schon lange Werbungen für das Christentum (oder den Islam) auf Bussen, und ich fand schade, dass es in diesem Kontext keine Antwort von Ungläubigen gab. Aber wenn diese Antwort nun Gottes Existenz leugnete, würde es den Eindruck stärken, dass es außerhalb der etablierten Religion als Alternative den Atheismus, diese so unattraktive Weltanschauung, gibt, Punkt. Und das ohne das kleinste Argument gegen die etablierte Religion zu geben. Das ist genau, was ich nicht wollte: meiner Meinung nach musste die Bevölkerung die Informationen kennen, die gegen ihre Religion spielen, aber sie musste auch wissen, dass diese nichts über Gottes Existenz aussagten. Es wäre meiner Meinung nach besser gewesen, Plakate für Busse zu machen, auf denen inakzeptable Bibelstellen stehen, wie die Stelle im Alten Testament über die Todesstrafe für Frauen, die beim ersten Sex in der Hochzeitsnacht nicht bluten (was mit Ehrenmord zu tun hat, siehe 5. Mose 22:13-21), die Stelle im Neuen Testament über das Verbot, nicht-christliche Freunde oder Ehepartner zu haben (2. Korinther 6:14-16), oder Bibelstellen, die sich widersprechen (zu einer kleinen Liste), aber über die Existenz Gottes durfte man nichts sagen.

Doch habe ich mich mit der Zeit selbst zu einem Atheisten entwickelt. Durch die Beobachtung, wie die Natur, die Welt, das Universum funktionieren, und nicht als Folge der faschen Natur irgendeiner Religion. Ich werde dennoch eine Stelle von Matthäus Evangelium zitieren, die das Bild des üblichen Gottes (auch bei den Deisten) gut wiedergibt.

Matthäus 6:25-34

„Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorget? Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allem trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. Darum sorgt nicht für den andern Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.“

Quelle

In unserer Kultur redet man von Gott als von einem persönlichen, allmächtigen, allwissenden Wesen, das alles geschaffen, gerecht und gut wäre, das die Menschheit lieben und für sie sorgen würde. Die im Universum stattfindenden Ereignisse seien nicht zufällig, sondern verfolgten ein Ziel. Bis dahin sind die Gläubigen der meist vertretenen Religionen und die meisten Deisten einverstanden. Der Unterschied vom Gott der Deisten liegt in der Definition der Gerechtigkeit. Bei den Gläubigen wird Gerechtigkeit von „göttlich inspirierten“ Büchern absolut definiert, ganz egal, ob sie von der Vernunft bestätigt wird oder nicht. Bei Deisten werden Gerechtigkeit und Moral durch unsere natürliche Intuition definiert. Für sie wäre Gott unmoralisch, wenn er jemand für einen endlichen Fehler ewig bestrafen würde, wenn er jemand in die Hölle schicken würde, nur weil er die falsche Religion gewählt hatte, wenn er Homosexualität verdammen würde, und / oder wenn er befehlen würde, Homosexuellen, Apostaten, Ehebrecher, etc…, hinzurichten.

Ich finde aber, dass die alltägliche Erfahrung und die Kenntnis der Eigenschaften des Universums gegen die Existenz von so einem Gott sprechen. Das mit der Ernährung der Vögel durch den himmlischen Vater ist eine Lüge. Und für die Menschen sieht es nicht wirklich besser aus. Vielmehr gibt es eine bestimmte Menge an essbaren Ressourcen, und eine bestimmte Anzahl von Lebewesen, die diese Ressourcen brauchen, um zu überleben. Die natürlichen Gesetze der Demographie führen dazu, dass unter günstigen Bedingungen die Bevölkerungen mit der Zeit exponentiell wachsen. Irgendwann werden die Grenzen der Umwelt erreicht, so dass die verfügbaren Ressourcen nicht mehr für alle Individuen ausreichen. Dann gibt es einen Kampf zwischen den verschiedenen Arten von Lebewesen und zwischen den Individuen, um zur Nahrung zu kommen. Manche finden gar nichts, und verhungern. Dabei müssen die meisten Lebewesen aufpassen, um selbst nicht gefressen zu werden. Aber indem sie es schaffen, lassen sie Prädatoren verhungern. Die „stärksten“ Tiere werden gefördert, die „schwächsten“ benachteiligt. Die Menge an verfügbarer Nahrung hält das demographische Gleichgewicht durch den Horror. Hinzu kommt, dass die Ressourcenmenge sehr stark variiert, zum Beispiel durch Klimaänderungen. In den warmen Perioden wird sie höher, was den Druck auf die Tiere reduziert, für manche Arten sogar eine Zeit der Fülle bewirkt. Nach einer Periode der „Segnung“ kann sich das Klima aber so ändern, dass es im Laufe der Jahrhunderte, sogar der Jahrzehnte, immer weniger Ressourcen gibt, und ein großer Teil der dort vorhandenen Lebewesen (die sich aufgrund der früheren günstigen Bedingungen sehr viel vermehren konnten) sterben muss. Es kommt kein Gott, der die Ressourcen durch Wunder multipliziert. Keiner kümmert sich um die Vögel (bzw. die Menschen), die eigentlich dem schlimmsten Leid völlig gleichgültig ausgeliefert sind.

Dieser Horror ist der Grund der Evolution und unserer jetzigen Anwesenheit. Die Geschichte des Lebens auf der Erde scheint kein Ziel zu verfolgen, und sinnlos zu sein. Mehrmals haben bestimmte Umweltbedingungen zur Entwicklung bestimmter Lebensformen geführt, später aber eine Bedingungsänderung der Existenz dieser Lebensformen ein plötzliches und endgültiges Ende gebracht haben, und das Leben von weniger entwickelten und komplett anderen Arten neu begann. Nicht die „besten“ Lebensformen werden von der natürlichen Auswahl ausgewählt, und auch nicht die, für die es am vernünftigsten wäre, sondern die, die in einer gegebenen Umwelt am geeignetsten sind. Und das in der komplettesten Gleichgültigkeit gegenüber dem Wohlbefinden der Lebewesen. Zum Beispiel hat die natürliche Auswahl zur Entstehung der Prädation geführt, die in der Praxis ein Horror ist. Wozu? Theoretisch hätten alle Lebewesen die zu ihrer Unterhaltung notwendige Energie direkt von der Sonne bekommen können (wie die Pflanzen). Aber es ist ein riesiger Vorteil, Individuen schnell essen zu können, die sich ihr ganzes Leben lang die Mühe gegeben haben, die Energie aus der Sonne zu speichern, oder noch besser, Individuen schnell essen zu können, die schon selbst über diesen Vorteil verfügen (Fleischfresserismus), und dieses Verhalten ist von der natürlichen Auswahl selektiert worden.

In manchen Fällen geht Fleischfresserismus mit einer unvorstellbaren Grausamkeit einher. Zum Beispiel lassen manche Arten von Wespen ihre Larven im Körper lebendiger Raupen (weil diese Umwelt sehr vorteilhaft für das Wachstum der Larven ist). Dabei wirken sie auf das Gehirn der Raupen, um sie zu lähmen (ohne sie zu töten, damit das Fleisch frisch bleibt). Wenn die Larven dann wachsen, fressen sie die lebendige Raupe von innen. Wir wissen nicht, ob die Raupe zu diesem Zeitpunkt betäubt ist oder nicht, aber es gibt keinen Grund, dass es der Fall ist, weil dies im Rahmen der natürlichen Auswahl kein Vorteil ist (in beiden Fällen stirbt die Raupe am Ende, und in beiden Fällen können die Larven gleich essen).

Folgendes Zitat von Richard Dawkins beschreibt sehr gut die Situation, finde ich:

„Die totale Menge Leid, die jedes Jahr in der natürlichen Welt erlebt wird, macht eine gelassene Betrachtung unmöglich: in der Minute, in der ich diesen Satz schreibe, werden Tausende von Tieren lebendig gefressen; andere, aus Angst stöhnend, flüchten, um ihr Leben zu retten; andere werden langsam von innen von Parasiten gefressen; tausende von anderen noch, aus allen Arten, sterben aus Hunger, Durst, oder irgendeiner Krankheit. Und es muss so sein. Wenn jemals eine üppige Zeit vorkommen würde, würden die Bevölkerungen wachsen, bis der normale Zustand von Hungersnot und Elend wieder erreicht wird. In einem von egoistischen Elektronen und Genen, von blinden physischen Kräften und sich verbreiteten Genen bevölkerten Universum, werden Individuen verletzt, während andere Glück haben, ohne Sinn oder Grund, ohne dass man die kleinste Gerechtigkeit einsehen kann. Das von uns beobachtete Universum hat genau die Eigenschaften, die man erwarten würde, wenn kein Prinzip zu seiner Entstehung geführt hätte, kein Ziel, kein Gut und kein Böse, nichts anderes als eine Gleichgültigkeit, die jegliches Mitleid ausschließt.“

Quelle

Nach all diesem Pessimismus ist es allerdings notwendig zu erwähnen, dass zur Zeit der Mensch eine privilegierte Situation dank seiner herrschenden Situation und seiner Intelligenz. Momentan haben wir sogar Glück mit der Umwelt (Warmzeit, und selbst für eine Warmzeit besonders milde Temperaturen). Wir fangen an, die blinde Kausalität, die dieses Universum regiert, ein bisschen zu beherrschen. Wir wissen teilweise, was was bewirkt, und wir verändern je nach Möglichkeit das System so, dass wir die erwünschten Effekte bekommen. Aber das mussten wir selbst erledigen, ohne übernatürliche Hilfe, und solange wir keine Entdeckung gemacht haben, die viele Katastrophen verhindern würde (vielleicht weil wir noch nicht die notwendige Intelligenz für diese Entdeckung besitzen), finden die entsprechenden Katastrophen mit der größten Gleichgültigkeit statt. Wir haben auch glücklicherweise eine viel menschlichere Zivilisation entwickelt, als was in der natürlichen Welt erlebt wird, die zwar noch viele wesentliche Mängel aufweist, aber uns viele natürliche Grausamkeiten spart, wenn es funktioniert. Wir fangen an, klug genug zu sein, um zu verstehen, dass die Bevölkerung nicht ohne Ende wachsen kann, und dass wir einen Gleichgewichtszustand finden sollten; wir fangen an, unsere Demographie zu beherrschen. Etc…

Die Abwesenheit von Sinn, die ich gerade für den Rahmen der Evolution des Lebens erwähnt habe, ist auch in vielen anderen Bereichen zu finden. Zum Beispiel in der Geschichte der Religionen / Weltanschauungen. Die Religionen, die sich im Laufe der Zeit durchgesetzt haben, waren nicht unbedingt besser als die anderen, und ihre Verbreitung hatte nicht unbedingt Sinn. Sie ist hingegen durch deterministische Gesetzte durchaus erklärbar. Zum Beispiel: wenn eine Religion die Geburten fördert, Verhütungsmittel oder Homosexualität verbietet, wird sie dazu tendieren, sich aus demographischen Gründen auszubreiten. Wenn eine Religion behauptet, dass der Glaube an ihre Dogmen die Bedingung ist, um einer ewigen Hölle zu entgehen, wird es als Konsequenz den Fluss nach außen (Austritte) reduzieren, und gleichzeitig eine leidenschaftliche Missionierung fördern: wenn keine ähnliche Religion auch vorhanden ist, wird diese Religion sich ausbreiten, weil sie in diesem Fall ein Quasi-Monopol der Information genießen wird (wenn die Mitglieder der Konkurrentreligionen nicht glauben, dass sie die anderen von einer furchtbaren Gefahr retten, indem sie sie konvertieren, werden sie viel weniger Energie zur Verbreitung ihrer jeweiligen Religionen / Weltanschauungen), und es im Kopf der Gläubigen eine psychologische Barriere geben wird, die den Glaubensverlust sehr schwierig machen wird. Wenn eine Religion behauptet, dass Apostaten zum Tode verurteilt werden müssen, dann bleiben fast alle Austritte geheim, der größte Teil des Volkes wird nichts davon wissen, und keinen Zugang zur Kritik finden werden, die diese Ex-Gläubigen geäußert hätten. Wenn eine Religion behauptet, dass am Kampf im Rahmen eines Krieges zur Verbreiterung der Theokratie sterben einen direkten Zugang zum Paradies gewährleistet, werden die Leistungen der Armee dieser Theokratie viel höher sein, weil die Soldaten erheblich weniger Angst vor dem Tod haben. Etc… Eine genauere Darstellung dieser Analyse der Verbreitung der Religionen wäre hier zu lang, obwohl es extrem interessante Sachen zu sagen hätte. Ich möchte noch hinzufügen, dass die selben Regeln die innere Evolution der Religionen offenbar steuert, verschiedene Versionen konkurrieren innerhalb einer Religion (und noch mal werden manche von diesen Versionen von einer gegebenen „Umwelt“ gefördert, andere benachteiligt). Als einfaches Beispiel sei die Tatsache erwähnt, dass die meisten Religionen ein fundamentalistisches und intolerantes Gesicht zeigen in den Gesellschaften, wo die Lebensbedingungen schrecklich sind, aber diese Religionen verwandeln sich total in den Gesellschaften mit materiellem Wohlstand; die Zweideutigkeit der „heiligen Bücher“ macht im allgemeinen Fall so einen Vorgang möglich. Zur Erklärung der Evolution und der Verbreitung der einzelnen Religionen passt es eigentlich ganz gut, die Begriffe „Mem“ (virtuelles Gen, das sich auf ein Kulturelement bezieht, siehe Definition) und „Memplex“ (analog, virtueller Chromosom). Nach diesen Definitionen würden die Religion einem Memplex, und jedes Dogma, sowie jedes Ritus, einem Mem entsprechen. Die Meme wären auch Mutationen und der natürlichen Auswahl unterworfen. Sie wären ebenfalls unserem Wohlbefinden völlig gleichgültig, würden nicht die vernünftigsten Optionen suchen, sie hätten eigentlich kein Ziel, sondern würden bloß den blinden deterministischen Gesetzen dieses Universums gehorchen. Das würde die Sinnlosigkeit erklären, die aus der Geschichte der Religionen / Weltanschauungen hervorgeht, und zwar auf einer analogen Weise wie für die Sinnlosigkeit der Geschichte des Lebens auf der Erde. Allerdings wird es im ersten Fall ab einer ausreichenden Intelligenz der Bevölkerung möglich, die absurde Natur der Evolution und Verbreitung der Religionen weitaus loszuwerden, da viel rationalere und vernünftige Kriterien eine zunehmende Rolle spielen.

Ein atheistisches Argument ist: wenn es Gott geben würde, würde es so viel Leid nicht geben. Darauf wird üblicherweise geantwortet, dass der Mensch die Ursache von diesem Leid ist. Aber selbst abgesehen von den Naturkatastrophen, selbst wenn man nur das vom Menschen verursachte Leid betrachtet, leuchtet seine Verantwortung nicht ein. Vieles lässt denken, dass er nicht über Willensfreiheit verfügt (die natürlichen Gesetze der Kausalität scheinen sehr gut die Bildung von bestimmten Persönlichkeiten, sowie die Reaktion von jedem einzelnem in einer bestimmten Situation, zu erklären, siehe dazu auch dieses Video). Am schlimmsten ist es, wenn ein großer Teil der Bevölkerung schreckliche Taten macht, und dabei glaubt, das von Gott gewollte Gute zu erledigen. Man könnte zum Beispiel Luther erwähnen, der am Ende seines Lebens wegen der nicht-Bekehrung der meisten Juden antisemitisch wurde, Hexen und Behinderte umbringen wollte, weil diese Leute seiner Meinung nach vom Teufel besessen waren (Link). Oder den Fall von manchen Kindern in Nigeria, die laut einem Aberglauben Unglück bringen würden („Hexen-Kinder“), und die allein gelassen, manchmal getötet werden, und zwar manchmal von Pastoren (Link). Oder noch die Terroristen im Gaza-Streifen, die Anschläge gegen Israel durchführen. In all diesen Fällen handelt es sich nicht um Menschen, die sich absichtlich mit Sachkenntnis für das Böse entschlossen haben. Im Gegenteil glauben sie Gottes Wille zu erfüllen, und sie sehen nicht ihren Fehler ein. Es sind typische Beispiele, für die man sich fragt, warum Gott, wenn es ihn gibt, sich nicht direkt bei der Bevölkerung meldet, um diese Grausamkeiten zu verhindern (dann ist er, und nicht der Mensch, der Verantwortliche).

Es sind ein paar Beispiele, die die Sinnlosigkeit der Welt darstellen, die noch in sehr vielen Lebenssituationen beobachtet werden kann (als Erklärung kommt man als Theist ständig zum Ausdruck: „Die Wege des Herrn sind unergründlich“). Die Eigenschaften dieser Welt scheinen mir deutlich gegen die Existenz eines Gottes zu sprechen, wie ich ihn oben dargestellt habe (den die meisten Gläubigen und Deisten gemeinsam haben), der mir nur das Ergebnis der Einbildungskraft des Menschen in Zusammenhang mit seinen Wünschen zu sein scheint. Man kann noch vermuten, dass ein Gott am Ursprung des Universums war, dass dieser aber entweder unpersönlich, oder nicht liebend, oder nicht allkönnend ist. Aber keine von diesen Vermutungen ist eigentlich wahrscheinlicher als irgendeine Geisteserfindung (Teekocher, Spaghetti-Monster, magnetisches Feld, etc…), die man sich einbilden könnte, um die Entstehung der Welt zu erklären.

Es ist übrigens besonders schwierig, das Warum von einem zeitweiligen oder ewigen Universum mit eindeutig bestimmten Eigenschaften und ohne Ursache zu verstehen (dann: warum genau diese Eigenschaften und nicht andere?). Wir sind daran gewöhnt, zu einem ewigen Gott zu greifen, um das Problem zu lösen. Aber dadurch ist das Problem nicht gelöst, sondern nur verschoben, denn an der Stelle des Universums haben wir jetzt einen ewigen Gott mit eindeutig bestimmten Eigenschaften und ohne Ursache (noch einmal: warum hätte dieser Gott genau diese Eigenschaften und nicht andere?). Man könnte weiter sagen, dass Gott eigentlich von einem Super-Gott geschaffen wurde, aber noch einmal taucht das selbe Problem mit dem Super-Gott auf. Und so weiter. Die Gott-Hypothese löst nicht das Problem der für uns unverständlichen Existenz einer Entität ohne Ursache.

Das sind Gründe, warum ich mich jetzt Atheist nenne. Ich habe noch keine sichere Antwort auf die Frage der eventuellen Existenz eines Gottes. Aber ich denke jetzt, dass es keinen Grund gibt, die imaginären Hypothesen, die ausgerechnet den Wünschen der Menschen entsprechen, für wahrscheinlich zu halten, insbesondere wenn ich sehe, wie die Welt, die Natur, das Universum, funktionieren.