Warum sich meine Kritik hauptsächlich an das evangelikale Christentum und den orthodoxen Islam richtet


Nach meiner Dekonversion aus dem evangelikalen Christentum und meiner Ablehnung des orthodoxen Islam hatte ich zuerst den Islam und das Christentum auf diese beiden Branchen beschränkt. Inzwischen habe ich gemerkt, dass die Sache nicht so einfach ist.

Das Wort „Islam“ allein bedeutet gar nichts. Für mich war das die Religion, die auf dem Koran, der Sunna, den Tafsirs, den vier juristischen Rechtsschulen, basiert. Das stimmt für den Sunnismus, aber es gibt andere Muslime, die die Sunna nicht anerkennen, oder die andere Tradition statt den sunnitischen Traditionen haben. Das ändert alles. Zum Beispiel gilt die Sunna bei den „Nur-Koran-Muslime“ als unkanonisch, auch die Tafsirs und juristischen Rechtsschulen werden von ihnen gelassen. Die Nur-Koran Muslime äussern sich gegen die Scharia, und sie bedauern, dass Hadiths zur Hinrichtung der Apostaten aufrufen. Aber sie meinen, dass Mitglieder anderer Religionen indie Hölle gehen, wenn sie ohne „den richtigen Glauben“ sterben, obwohl sie ihn kannten. Dafür ähneln sie den evangelikalne Christen. Aber das ist nicht der Fall mit allen Muslimen.

Es gibt keine richtige Definition des Islams, sondern viel mehr mehrere manchmal sehr verscheidenen Strömungen, die sich alle „Muslime“ nennen. Schon mit einem bestimmten Text kann es manchmal mehrere Weisen, ihn zu verstehen, aber was ist, wenn die relevanten Texten von einer Gruppe zur anderen abweichen! Ist „der Islam“ gefährlich? So gestellt ist die Frage zu allgemein, um beantwortet zu werden. Es kommt darauf an, wie man „den Islam“ definiert. Auf dieser Website kritisiere ich die Religion, die auf dem Ensemble Koran + Sunna (Sahih Hadiths) + Tafsirs + juristische Rechtsschulen basiert. Sie ist der orthodoxe sunnitische Islam. Das bedeutet nicht, dass ich allen anderen Arten von Islam zustimme, ich habe das Beispiel des „Nur-Koran Islams“ erwähnt, der für mich ähnlich wie das evangelikale Christentum ist. Ein Teil meiner Kritik gilt auch für andere Arten von Islam, insbesondere wenn der Koran selbst betroffen ist (auf der anderen Seite ist der Koran allein oft zu unklar, so dass man alles verstehen kann, was man will, während der im Licht der Sunna interpretierte Koran problematisch ist). Aber ich habe nicht mehr vor, zu sagen, dass „der Islam“ schlecht ist, weil er verlangt, dass Ex-Muslime getötet werden, oder die Musik verbietet, sondern ich will jetzt diese Dogmen kritisieren. Ich habe nichts gegen jemand, der sich „Muslim“ nennt, und die diese Vorschriften ablehnt, sie als irrelevant betrachtet. Dafür sollen ein paar Artikel geändert werden. Das kann ein bisschen dauern, so dass in dieser Zeit Widersprüche zwischen manchen Artikeln bestehen könnene.

Das selbe gilt für das Christentum. Die meisten christlichen Strömungen haben sich entwickelt, und sind liberal geworden. Die meisten Christen glauben nicht mehr, dass die Bibel „die absolute Wahrheit“ ist, und dass der Unglaube daran zu einer schrecklichen und ewigen Strafe führt. Die meisten Christen (insbesondere Theologen) verneinen nicht mehr die Existenz von Widersprüchen so wie von unakzeptablen Bibelstellen, die man heute ablehnen soll. Sie glauben nicht, dass die anderen Religionen „falsch“ sind und in die Hölle führen. Sind sie keine Christen? Noch einmal: es kommt darauf an, wie man „das Christentum“ definiert. Nach der evangelikalen Sicht sind sie keine Christen. Aber nach der Sicht der liberalen Christen sind die Evangelikalen fundamentalistisch. Es gibt allerdings keine „richtige Definition“ des Christentums, sondern viel mehr mehrere manchmal sehr verschiedenen Strömungen, die sich alle „Christen“ nennen.

Es besteht ein Missverständnis sowohl bei den Muslimen als auch bei den Christen wegen der Tatsache, dass sowohl Fundamentalisten als auch Liberalen mit dem selben Namen bezeichnet werden. Zum Beispiel sagen manche Evangelikalen zuerst, dass sie gute Beziehungen zu anderen christlichen Gruppierungen haben (damit kann man den Eindruck kriegen, dass sie mehr oder weniger zur selben Familie gehören). Ja, aber wenn sie von „Christen“ hören, gehen sie davon aus, dass diese Leute wie sie sind, dass sie glauben, die ganze Bibel sei die „absolute Wahrheit“ von Gott. Das ist ihre Definition des Christentums. Daher muss jeder, der sich „Christ“ nennt, in diesem Zustand sein. Aber diese Evangelikalen fallen aus ihrer Wolke, als sie entdecken, woran Christen anderer Strömungen tatsächlich glauben. Und dann gelten sie für die Evangelikalen als „verlorene Seelen“, an die das Evangelium noch verkündet werden muss, damit sie gerettet werden, falls sie Jesus annehmen, falls sie „wieder geboren“ werden. Danach sagen Evangelikalen, sie hätten tatsächlich nichts gegen Christen anderer Strömungen, unter der Bedingung, dass es sich wirklich um „Christen“ (im evangelikalen Sinn) handelt. Aber die Eigenschaft der liberalen christlichen Strömungen ist, dass sie sich Richtung mehr geistliche Ehrlichkeit, Aufklärung, und mehr Bereitschaft, sich in Frage zu stellen, entwickelt haben. Diese Kirchen sind nach dem Evangelikalen Sinn des Termes nicht mehr christlich!

Auf der selben Weise geniessen evangelikale Christen den Schutz des Namens „Christ“ für ihre Aktivitäten. Die meisten Leute haben liberale Christen im Kopf, und wenn ein Evangelikaler zu ihnen kommt, denken sie nicht, dass es diesmal anders ist. Die Evangelikalen stellen sich ausschliesslich unter dem Namen „Christ“ vor. Sie seien einfach Jesus heutige Apostel, sie folgten einfach nur der Bibel, ganz unabhängig von allen Spaltungen der Christen („katholisch“, „protestant“, etc...), die für sie irrelevant seien. Jemand, der diese Kreise wenig kennt, kann wirklich den Eindruck haben, dass es sich um die selbe Familie handelt, dass Evangelikale ähnlich sind wie die Christen, die sie bisher getroffen haben. Ja, aber Evangelikale haben eine ganz andere Annäherung der Bibel, und das ändert alles. Viele Leute fallen aus ihrer Wolke, als sie entdecken, dass für Born-Again Christen Mitglieder anderer Religionen, die nicht konvertiert sind, nach dem Tod ewig bestraft werden, dass Homosexualität eine Perversion ist, dass die Bibel keinen einzigen Fehler enthalten kann, dass man missionieren muss, um die Leute zu „retten“, etc... Evangelikale geniessen bei ihren Aktivitäten das gute Bild, das Christen anderer Strömungen lassen, und werden oft von diesem Missverständnis gefördert.

Ich habe nichts dagegen, dass man Hypothesen macht über die Welt, das Jenseits, die Gründe, warum wir hier sind; ganz im Gegenteil: ich finde diese Fragen besonders spannend, und ich habe selbst trotz meiner Dekonversion lange ein nicht sehr atheistisches Weltbild gehabt. Aber was mir überhaupt nicht gefällt, ist wenn man sagt, es sei die absolute Wahrheit, und wenn man die, die nicht daran glauben der schlimmsten Strafe in der Ewigkeit droht. Daher sind das Christentum und der Islam liberal definiert nicht problematisch, und ihre Mitglieder ähneln viel mehr den Deisten als den fundamentalistischen Gläubigen, für die die Bibel bzw. der Koran Gottes unfehlbares Wort ist, dem man gehorchen muss, auch wenn die Vernunft nicht übereinstimmt.