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Über die Prophezeiungen zu Jesus
Die evangelikalen Christen sagen oft, dass das Alte Testament der Bibel Prophezeiungen über
Jesus enthalte, dass das Kommen des Messiah und viele Details über sein Leben
viele Jahrhunderte früher von der Bibel mit Erfolg vorhergesagt wurden. Dann machen
sie eine Wahrscheinlichkeitsrechnung. Zum Beispiel hatte ein vorhergesagtes Ereignis von
Jesus Leben eine Chance von zehn tatsächlich zu geschehen. Ein anderes eine Chance von vier.
Dann multipliziert man alle Wahrscheinlichkeiten: 1/10*1/4*......... und man bekommt die Wahrscheinlichkeit,
dass alle Prophezeiungen des Alten Testamentes der Bibel über Jesus stattfanden. Das Ergebnis?
Ich weiß nicht mehr genau, das ist eine Zahl wie 1/1000000000. Dann schließen sie, dass
die Propheten nicht soviel Glück gehabt haben, dass der Zufall so etwas nicht erklären kann, und
dass die Propheten des Alten Testamentes von Gott inspiriert wurden. Na ja, und mit so einem leuchtenden
Beweis gibt es noch Leute, die nicht glauben? Sie haben keine Ausrede mehr!
Die Sache hat aber einen Hacken. In diesem Artikel analisiere ich manche "Prophezeiungen",
und ich zeige unter anderem, dass viele Verse, die von den Schriftstellern des
neuen Testaments als "Prophezeiung" vorgestellt werden, ausser ihrem
Kontext zitiert werden. Und wenn man den Vers in seinem Kontext liest, merkt man,
dass die Stelle gar nichts mit Jesus zu tun hat, sondern dass der Sinn des
jeweiligen Verses verdreht wurde, um unbedingt eine Anspielung auf ein
angebliches Ereignis von Jesus Leben zu sehen. Im übrigen sollte man nicht aus
den Augen verlieren, dass wir nicht wissen, was in den Evangelien stimmt und was
nicht stimmt: das sind sektarische Werke, deren Ziel zu überzeugen und neue
Mitglieder anzuziehen ist. Und wenn die Schriftsteller der vier Biographien von
Jesus manche Teile dieser Geschichte selbst erfunden hätten, damit sie von
ihnen bekannten Prophezeiungen des alten Testamentes entsprachen? Das ist ganz
einfach (manche Tatsachen sprechen sogar dafür), und das Gegenteil kann man
nicht beweisen. Für ihre Wahrscheinlichkeitsrechnung gehen die evangelikalen Christen davon
aus, dass die vier Evangelien immer die Wahrheit sagen;
dieses Argument hat keinen Sinn für die, die nicht daran glauben, und/oder die bereit sind, diese
Behauptung zu bezweifeln. Die Evangelikalen gehen davon aus, dass die Evangelien Gottes Wort sind, um zu beweisen,
dass die Propheten des Alten Testamentes von Gott inspiriert wurden, dass Jesus
der Messiah war, und dass die Evangelien Gottes Wort sind. Mit so einer Methode
kann man alles "beweisen", was man will.
Analysieren wir jetzt manche von diesen Prophezeiungen über Jesus.
Am Anfang von Matthäus Evangelium wird eine der beiden evangelischen Geschichten über Jesus Geburt erzählt.
Im übrigen ist diese Version nicht mit der von Lukas vereinbar, zumindest einer der beiden Autoren lügt.
In Matthäus steht, dass Maria Jesus gebar, ohne Sex gemacht zu haben. Dann liest man in Matthäus
1:22-23:
Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt
würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja
7,14): «Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und
sie werden ihm den Namen Immanuel geben», das heißt übersetzt: Gott mit uns.
In meiner Bibel gibt es ein Kommentar: der Vers von dem Matthäus spricht ist Jesaja 7:14 zu finden.
Lesen wir diesen Vers. In folgendem Auszug der Bibel geht es um den König Ahas, der Angst vor den Königen
von Ephraim und Syrien. Gott-Jesaja sagt ihm, dass er keine Angst haben soll, da die beiden Könige bald ihre
Macht verlieren werden. Und er sagt, dass er ein Zeichen geben wird, bevor es geschieht.
Jesaja 7:10-17 (den 14. Vers, also unsere Prophezeiung, von der Matthäus spricht, habe ich
unterschrieben):
Und der HERR redete abermals zu Ahas und sprach: Fordere dir ein Zeichen vom HERRN,
deinem Gott, es sei drunten in der Tiefe oder droben in der Höhe! Aber Ahas
sprach: Ich will's nicht fordern, damit ich den HERRN nicht versuche. Da sprach
Jesaja: Wohlan, so hört, ihr vom Hause David: Ist's euch zu wenig, daß ihr
Menschen müde macht? Müßt ihr auch meinen Gott müde machen? Darum wird euch
der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird
einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel. Butter und Honig wird er
essen, bis er weiß, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen. Denn ehe der
Knabe lernt Böses verwerfen und Gutes erwählen, wird das Land verödet sein,
vor dessen zwei Königen dir graut. Der HERR wird über dich, über dein Volk
und über deines Vaters Haus Tage kommen lassen, wie sie nicht gekommen sind
seit der Zeit, da Ephraim sich von Juda schied, nämlich durch den König von
Assyrien.
Wo geht es um Jesus? Es gibt keinen Zusammenhang mit ihm. Das von Jesaja vorhergesagte Kind muss unbedingt
vor dem Fall der beiden Könige, also mehrere Jahrhunderte vor Jesus Geburt, geboren sein.
Eine andere Prophezeiung: nach Matthäus waren Jesus Eltern gezwungen, mit ihrem Sohn nach Ägypten zu flüchten,
weil Herodes versuchen würde, ihn zu töten. Dann sagt er uns:
Matthäus 2:14-15
Da stand er auf und nahm das
Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten und blieb
dort bis nach dem Tod des Herodes, damit erfüllt würde, was der Herr durch den
Propheten gesagt hat, der da spricht (Hosea 11,1): «Aus Ägypten habe ich
meinen Sohn gerufen.»
Diesmal findet man die Prophezeiung in Hosea 11:1. Lesen wir diesen Vers.
Hosea 11:1-2 (der erste Vers ist unterschrieben):
Als
Israel jung war, hatte ich ihn lieb und rief ihn, meinen Sohn, aus Ägypten;
aber wenn man sie jetzt ruft, so wenden sie sich davon und opfern den Baalen und
räuchern den Bildern.
Wer wird "Gottes Sohn" genannt in diesem Auszug? Kein Mensch, sondern das Volk Israel. Und es geht um
die Flucht der Israeliten aus Ägypten. Der zweite Vers ist sehr lustig: obwohl Gott seinen Sohn aus Ägypten
gerettet hatte, fing er wieder an, sich von ihm abzuwenden und Götzen anzubeten (Jesus???). Es ist
also klar, dass es nicht um Jesus geht. Die meisten evangelikalen Christen meinen, dass nur
der 1. Vers die Prophezeiung sei. Sie gehen so wie Matthäus vor: sie nehmen die
Stelle ausser dem Kontext, damit sie alles bedeuten kann, was sie wollen. Das
ist eine sehr komische Art, Exegese zu machen, mit dieser Methode kann man alle
"Prophezeiungen" schaffen, die man will.
Eine andere Prophezeiung: wenn Jesus Familie aus Ägypten zurückkehrt, lässt sie sich in Nazareth zurück.
Und Matthäus sagt uns:
Matthäus 2:23
und kam und wohnte in einer Stadt
mit Namen Nazareth, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten:
Er soll Nazoräer heißen.
Diese "Prophezeiung" ist nicht im alten Testament zu finden. Niemand hat den Vers gefunden, von dem
Matthäus spricht. Hätte Gott zugelassen, dass ein Teil von seinem Wort verloren geht? Im übrigen glaube ich,
dass viele Evangelikalen diese "Prophezeiung" in ihrer Wahrscheinlichkeitsrechnung zählen, obwohl wir die
Quelle nicht wiedergefunden haben (wenn es eine Quelle überhaupt gibt).
in Hebräer 1:5 versucht der unbekannte Autor (Paulus?) zu zeigen, dass Jesus wichtiger als die Engeln
ist. Als Beweis zitiert er mehrere Verse, unter anderem 2. Samuel 7:14.
Hebräer 1:5
Denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt (Psalm 2,7):
«Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt»? Und wiederum (2. Samuel
7,14): «Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn sein»?
Jetzt lesen wir den Vers in 2. Samuel. Im 7. Kapitel dieses Buches sprechen "Gott" und David miteinander.
Die vom Autor des Briefes an die Hebräer betrifft Salomon.
2. Samuel 7:12-14 (der Vers 14 ist unterschrieben):
Wenn nun deine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schlafen legst,
will ich dir einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe
kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem
Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron
bestätigen ewiglich. Ich will sein
Vater sein, und er soll mein Sohn sein. Wenn er sündigt, will ich ihn mit
Menschenruten und mit menschlichen Schlägen strafen.
"Gott" spricht sogar von Strafe gegenüber dem betroffenen Menschen. Aber nach dem neuen Testament habe
Jesus nie gesündigt, er sei selbst Gott. Genau die selbe Bemerkung wie für die Flucht nach Ägypten.
Nach Jesus "Wiederauferstehung" macht der Petrus eine Rede im Tempel von Jerusalem. Er zitiert eine Prophezeiung
über Jesus von der Thora.
Apostelgeschichte 3:21-24
Ihn muß der Himmel
aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet
hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn. Mose hat gesagt (5.
Mose 18,15; 18,19): «Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott,
erwecken aus euren Brüdern; den sollt ihr hören in allem, was er zu euch sagen
wird. Und es wird geschehen, wer diesen Propheten nicht hören wird, der soll
vertilgt werden aus dem Volk.»
Nach "Johannes" hat selbst Jesus diese Prophezeiung erwähnt:
Johannes 5:45-47
Ihr sollt nicht meinen, daß ich
euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf
den ihr hofft. Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von
mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr
meinen Worten glauben?
Diese Prophezeiung ist in V. Moses 18:18 zu finden. Lesen wir diesen Vers:
V. Moses 18:14-20 (der Vers 18 ist unterschrieben):
Denn diese Völker, deren Land du
einnehmen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager; dir aber hat der HERR,
dein Gott, so etwas verwehrt. Einen Propheten wie mich wird dir der HERR, dein
Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen. Ganz so
wie du es von dem HERRN, deinem Gott, erbeten hast am Horeb am Tage der
Versammlung und sprachst: Ich will hinfort nicht mehr hören die Stimme des
HERRN, meines Gottes, und dies große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht
sterbe. Und der HERR sprach zu mir: Sie haben recht geredet. Ich will ihnen
einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in
seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde.
Doch wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen redet, von dem
will ich's fordern.
Doch wenn ein Prophet so vermessen ist, daß er redet in
meinem Namen, was ich ihm nicht geboten habe, und wenn einer redet in dem Namen
anderer Götter, dieser Prophet soll sterben.
Ich weise darauf hin, dass die Muslime meinen, dieser Auszug sei eine Prophezeiung über Mohammed.
In manchen Übersetzungen kann man "aus euren Brüdern" lesen. Und die Brüder der Israeliten sind
die Araber. Aber wenn man den Kontext betrachtet, merkt man, dass der 18. Vers sich weder auf Mohammed noch
auf Jesus beziehen kann. Gott spricht davon, was nach Moses passieren wird. Die Israeliten hatten früher gesagt,
dass sie Angst hatten, Gott vor sich in Person erscheinen zu sehen: "Wir wollen nicht sterben". Aber wenn
Moses gestorben ist, dann gibt es keinen Propheten mehr, und wenn Gott mit den Juden sprechen will, sind
diese gezwungen, ihn in Person vor sich zu sehen. Aber Gott hat eine Lösung gefunden: nach Moses Tod
wird er einen anderen Propheten wählen, mit dem er sprechen wird, und der dem Volk Gottes Botschaft
wiederholen wird, damit die Juden nie wieder brauchen, Gott in Person zu sehen. Gott sagt zu den Israeliten,
dass sie sich keine Sorgen machen sollen, weil Moses nach seinem Tod ersetzt wird. Ich habe den Eindruck,
mit dem Kontext leuchtet es ein, dass "Gott" von der langen Reihe der jüdischen
Propheten spricht, und nicht nur von nur einem.
Jesus ist viele Jahrhunderte nach Moses Tod geboren. Warum beruhigt also Gott die Juden auf dieser Weise, wenn
sie diesen Propheten nie sehen werden? Dazu steht: "Ein Prophet wie du". Er muss ein Mensch sein.
Aber Jesus wird als Gottes Sohn, einfacher gesagt Gott selbst von den Christen angesehen. Man sieht, dass
der Vers V. Moses 18:18 sich nicht auf Jesus beziehen kann.
Aber nach Johannes sagt Jesus den Juden: "Sie haben keine Ausrede: Moses hat von
mir geschrieben; wenn Sie nicht an mich glauben, bedeutet das, dass Sie nicht an
Moses glauben". Kann man ernst denken, dass die Juden Jesus mit
der "Prophezeiung" von V. Moses 18:18 erkennen konnten? Zum Schluss: wenn der Vers von Petrus zitiert wird,
ist er anders als in V. Moses 18:18. Nach Petrus Version muss der, der nicht diesem Propheten zuhört, getötet
werden; während der älteste Text lautet, er muss nicht getötet werden, sondern Gott selbst wird ihn
bestrafen. Das ist ein wesentlicher Unterschied! Petrus im Tempel liest die griechische Version der Thora,
während wir heute über ältere und bessere Versionen der Thora verfügen.
Meine Meinung: dieser Vers ist einfach eine Rechtfertigung dafür, dass das Volk Gott nie sehen kann,
und dass nur der Prophet ihn "sieht". Man sagt dem Volk: "Doch, in der Vergangenheit konnten alle Gott sehen,
aber das ist sehr gefährlich, stellen Sie sich vor! Gott vor sich in Person! Deshalb haben Ihre Vorfahren
selbst verlangt, nie wieder Gott zu sehen", damit es nicht merkt, dass es betrogen wird, und dass das
Judentum nur die Macht des Königs und den Nationalismus verstärkt.
Nach Matthäus fragt Herodes Priester, wo der Messiah gebären soll (Astrologen aus dem Orient haben
ihn gefragt). Die Priester antworten, in dem sie einen Auszug aus dem Buch Micha lesen:
Matthäus
2:6
«Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs
die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst,
der mein Volk Israel weiden soll.»
Lesen wir jetzt Micha 5:1-3 (die von Matthäus zitierte Stelle ist
unterschrieben)
Und du, Bethlehem
Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der
kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her
gewesen ist. Indes läßt er sie plagen bis auf die Zeit, daß die, welche gebären
soll, geboren hat. Da wird dann der Rest seiner Brüder wiederkommen zu den Söhnen
Israel. Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des HERRN und in der
Macht des Namens des HERRN, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er
wird zur selben Zeit herrlich werden, so weit die Welt ist.
Erstens, wenn man den Vers nicht ausser dem Kontext zitiert, sondern die Folge
liest, sieht man ein, dass es um einen Kriegschef geht, der die Israeliten regieren
sollte. Während seiner Herrschaft mussten
die überlebenden Israeliten im Exil nach Israel zurückkehren. Zu Jesus Zeit ist das nicht passiert.
Nach diesem Auszug musste der Messiah schließlich den Frieden bringen. Aber nach Jesus Tod wurden die
Nationalisten immer stärker, und sie wurden von den Römern besiegt. Die Israeliten mussten
ihr Land verlassen und wurden ins ganze Reich verteilt. Komische Erfüllung der Prophezeiung... Dazu konnte
Israel den Frieden und die Sicherheit genießen, als er ruhig im römischen Reich war. Die beiden evangelischen
Berichte (Matthäus und Lukas) über Jesus Geburt sind unvereinbar, aber auf beiden Fällen muss Jesus in
Bethleem geboren werden und in Nazareth aufwachsen. Nach Matthäus ist Jesus in Bethleem geboren, weil Joseph
schon in dieser Stadt wohnte. Er ist in Nazareth aufgewachsen, weil Joseph Angst hatte, nach Bethleem
zurückzukehren, da Herodes Sohn König geworden war, also entschied er sich für Bethleem. Die beiden Prophezeiungen (Geburt in Bethleem und Kindheit in Nazareth)
sind erfüllt! Toll, oder? Nach Lukkas ist Jesus auch in Bethleem geboren, weil Joseph sich dort regiestrieren
lassen musste (sonst wohnte er in Nazareth). Auch nach diesem Evangelium ist Jesus in Nazareth aufgewachsen,
aber aus verschiedenen Gründen: nachdem seine Eltern alle Vorschriften der Thora in Jerusalem erledigt hatten,
sind sie einfach heimgekommen. Aber Hauptsache: die beiden Prophezeiungen sind noch mal erfüllt!
Nein, das ist nicht ernst. Hinzu kommt, dass Qirinus nach historischen Quellen
nicht während Augustus
Herrschaft Regierer gewesen ist. Es sieht wirklich aus, als hätten die beiden Autoren eine Liste von
Prophezeiungen gemacht, die unbedingt erfüllt werden mussten, und als hätten sie danach ein Leben für
Jesus erfunden, das mit den "Prophezeiungen" übereinstimmen sollte. Aber Lukas und Matthäus sind nicht
auf die selben Ideen gekommen, um diese Prophezeiungen zu erfüllen. Wenn Sie die beiden widersprüchlichen
Berichte über Jesus Geburt lesen wollen: http://www.anti-religion.net/geburt_jesus.htm"
Im Buch Jesaja scheint ein Auszug fast eine Zusammenfassung von Jesus Leben zu sein:
Jesaja 52:13-53:12
Siehe, meinem Knecht wird's
gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein. Wie sich viele über ihn
entsetzten, weil seine Gestalt häßlicher war als die anderer Leute und sein
Aussehen als das der Menschenkinder, so wird er viele Heiden besprengen, daß
auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn denen nichts davon verkündet
ist, die werden es nun sehen, und die nichts davon gehört haben, die werden es
merken. Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des
HERRN offenbart? Er schoß auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem
Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine
Gestalt, die uns gefallen hätte. Er war der Allerverachtetste und Unwerteste,
voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor
ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsre
Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der
geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer
Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe
liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir
geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg.
Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er
doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt
wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund
nicht auf. Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein
Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für
die Missetat meines Volks geplagt war. Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen
und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat
und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist. So wollte ihn der HERR zerschlagen
mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er
Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine
Hand gelingen. Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen
und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der
Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. Darum
will ich ihm die Vielen zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube
haben, dafür daß er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern
gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter
gebeten.
Zum Beispiel "Aber er ist um unsrer Missetat willen
verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen" und "Die
Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind
wir geheilt" entsprechen dem erlösenden Opfern von Jesus (nach dem Neuen
Testament sei Jesus
für die Sünden der Gläubigen gestorben, er habe all diese Sünden auf sich genommen). Dann gibt es viele Details,
die man in den vier biblischen Berichten über Jesus wiederfindet: "Als
er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein
Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor
seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf" oder "Und
man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war". Aber ich meine, dass
die Autoren der Evangelien diesen Text aus dem Buch Jesaja einfach abgeschrieben haben. Ich kann es nicht beweisen,
aber man kann das Gegenteil auch nicht beweisen. Und ich brauche nichts zu beweisen: die Christen
behaupten, dass die Bibel erfüllte Prophezeiungen enthält, dann müssen sie es beweisen. Man kann es ihnen
nicht glauben, nur weil ich nicht beweisen kann, dass die Autoren der Evangelien Jesaja abgeschrieben hat.
Ich habe nur gezeigt, dass es eine andere (sehr wahrscheinliche) Möglichkeit gibt, an die die Christen nicht
gedacht haben. Es gibt also keinen Beweis, dass die Bibel erfüllte Prophezeiungen
zu Jesus enthält, und dieser
"Beweis", dass die Bibel Gottes Wort ist, entfällt. Wenn Sie neutral sind, haben Sie wahrscheinlich beim Lesen dieses
Artikels und der angeblichen "Prophezeiungen" gemerkt, dass die Autoren der Evangelien sehr wahrscheinlich
die "Propheten" des Alten Testamentes abgeschrieben haben. Wahrscheinlich sind die Autoren
der Evangelien beim Lesen von Jesaja 53 auf die Idee von einem Messiah gekommen, der für die Sünden
der Gläubigen sterben musste. Und sie sind nicht die einzigen, die es
getan haben. In einer Schriftrolle von Kumran liest man, dass der Chef von einer
essenischen Sekte nach Jerusalem gegangen war,
dass er dort von den Priestern getötet worden war. Seine Aposteln (Essenier) glaubten auch, dass er für ihre Sünden
gestorben war, dass er ihre Sünden auf sich genommen hatte. Und sie glaubten auch, dass
der 53. Kapitel
von Jesaja eine Prophezeiung über ihren Chef war.
Die monotheistischen Religionen sind voll von solchen unklaren Texten, die niemand versteht, oder eher die
jeder auf seiner Weise interpretiert, was einen schrecklichen Chaos verursacht. Wir werden "Messiahs" und
"Madhis" noch lange sehen...
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